Die drei Säulen des traditionellen Taekwondos
Hyong - Form
Vergleichbar mit der Kata im Karate ist die Hyong ein festgelegter Bewegungsablauf. Techniken werden im Wechsel von Angriff und Verteidigung gegen einen oder mehrere imaginäre Gegner geübt. Wichtig ist dabei die Atmung, deren Kontrolle und Perfektion. Sie hilft Kraft schnell und richtig zu konzentrieren. Es gibt insgesamt 24 Hyongs, die die Technik des Taekwondos in ihrer kompletten Vielfalt widerspiegeln.Kyek Pa - Bruchtest
Bruchtests auf Holzbretter oder Ziegelsteine resultieren aus technischen Übungen und werden nie geübt. Der Schüler reift für den Bruchtest erst im Laufe der Zeit, wobei die geistige Einstellung ausschlaggebend ist. Neben perfekter Technik sind unbedingter Wille und Selbstvertrauen nötig. Allein durch Kraft lassen sich solche Aufgaben nicht lösen.Chayu Taeryon - Freikampf
Im Freikampf werden nahezu alle Erfahrungen, Kenntnisse und Techniken, die der Schüler gelernt hat angewendet. Grundregeln, wie z.B. das Abstoppen der Schläge kurz vor dem Ziel, müssen streng beachtet werden. Der Kampf ist eine Art menschliche Diskussion. Auf eine Frage, den Angriff, folgt die Antwort, die Verteidigung bzw. das Ausweichen. Der Kampf ist also eine Art Schachspiel nur sehr viel schneller. Im traditionellen Taekwondo werden alle Schläge ohne Kontakt zum Trainingspartner ausgeführt. Das zentrale Prinzip ist es Körper und Geist aufzubauen und nicht zu zerstören.Atmung
In jeder Kampfkunst ist die richtige Atmung ein wichtiger Bestandteil, denn sie verleiht Kraft und Energie und dient gleichzeitig als Schutz für den eigenen Körper.
Im Taekwondo wird ausgeatmet, wenn man zu einem Schlag oder Tritt ansetzt. Im Moment des Auftreffens wird dann der Atem angehalten, um die größte Wirkung zu erzielen. Das Ausatmen verringert den inneren Widerstand und macht den Körper flexibel. Das Anhalten des Atems verleiht dem Stoß oder Schlag aber erst die volle Wirkung.
Eine besonders kräftige Atemtechnik ist der Kampf-Schrei (koreanisch "Kihap"). Um die durch den Kihap erwünschte Wirkung zu erzielen, muss er mit Kraft aus dem Bauchraum kommen. Anfänger neigen dazu, nur die Stimmbänder zu benutzen. Dadurch wird aber keine Körperspannung erzeugt.
Ein gut ausgeführter Kihap kann folgende Wirkungen haben:
- Verstärkung der eigenen Technik
- Erschrecken/Beeindrucken eines potentiellen Gegners
- Selbst weniger verletzlich
- Konzentration und Fokussierung der Kraft/Energie auf einen Punkt
- Überwindung eigener Ängste (z. B. beim Bruchtest „Kyekpa“)
Stretching
Eine Übungsform des sportlichen Trainings ist das Stretching oder Dehngymnastik, bei der Muskeln unter Zugspannung gesetzt werden. Dies verbessert die Beweglichkeit und Gelenkigkeit und bereitet auf die sportlichen Anforderungen vor. Stretching vermindert das Verletzungsrisiko, hat einen positiven Einfluss auf die Erholung der durch Ermüdung verkürzten Muskulatur und hat eine positive psychische Beeinflussung.
Beim Taekwondo wird vor allem viel Wert auf die Beindehnung gelegt, denn das Ziel ist die Grätsche (Männerspagat) und der Spagat (Frauenspagat). Da im Kampf viele Fußtechniken eingesetzt werden, benötigt man eine gewisse Grunddehnung um auf Kopfhöhe treten zu können. Je besser die Dehnung, desto einfacher fallen einem die Basis-, Dreh- und Sprungtechniken. Eine schlechte Dehnung führt zu Fehlhaltungen, insbesondere im Rückenbereich und man reißt mit großer Kraft das Bein hoch. Dies führt zu Verletzungen z.B. Verrenkungen, Muskelfaserrissen und stärkerem Muskelkater. Bei einer guten Dehnung sehen die Tritte eleganter und leichter aus. Man kommt höher ohne sich anzustrengen und ist nicht so schnell außer Atem.
Dan Kup Jedo - Das Rangsystem
Wie in den meisten Kampfkünsten gibt es auch im traditionellen Taekwondo ein Rangsystem, welches auch ein Laie an den verschiedenen Gürtelfarben erkennen kann.
Um die erreichten charakterlichen und körperlichen Fähigkeiten einordnen zu können wurde dieses System in 10 Schülergrade (Kup) und 9 Meisterstufen (Dan) eingeteilt. Die Farbgurtgrade werden begonnen beim zehnten zum ersten Kup gezählt, die Meistergrade begonnen beim ersten zum neunten Dan. Mit der Prüfung zum fünften Dan erreicht man den Großmeistertitel (Sahbum).
Die Lücke zwischen Geist und Körper schließen
Zeit seines Lebens muss der Mensch zwei Grundbedürfnisse erfüllen um zu überleben und seine Kräfte ständig zu erneuern. Diese sind: Die Aufnahme von Nahrung, also Essen und Trinken. Und die Bewegung:
Denken (geistige Bewegung), Atmung und andere physiologische Funktionen der inneren Organe und des Bewegungsapparates (körperliche Bewegung). Wird eines dieser Grundbedürfnisse nicht oder nicht angemessen befriedigt, sind wir nicht lebensfähig. Ohne Bewegung verkümmern Körper, Geist und Seele.
Wer sich falsch oder zu wenig bewegt, schwächt seinen Körper. Richtige Bewegung aber stärkt den Körper und kräftigt die inneren Organe. Von dieser Erkenntnis ausgehend, entwickelten die asiatischen Philosophen Systeme richtig zu denken, zu atmen und sich zu bewegen.
Eines dieser Systeme ist das Traditionelle Taekwondo. Das System von Fuß (Tae), Hand (Kwon) und Geist (Do). Traditionelles Taekwondo ist tief im asiatischen Gedankengut verwurzelt. Eine Stärke dieses Systems ist seine große Flexibilität. Jeder Mensch kann jederzeit und überall, unabhängig von seinem Alter und seiner Kondition seinen Gesundheitszustand verbessern und mehr Lebensfreude gewinnen. Dazu braucht er auch keine besondere Ausrüstung. Das bewusste Üben, die geistige und körperliche Bewegung ist ein mächtiges Instrument zur Revitalisierung des Körpers und des Geistes. Die Grundidee ist, durch Bewegung Körper und Geist in Einklang zu bringen. Denn nur in diesem Zustand ist der Mensch zu höchsten Leistungen fähig.
„Wer wissen will muss erfahren“